Taschenabenteuer vom 29.06.2014

Der Mann in den besten Jahren, der auf meinem Sofa am Waldrand saß und mich furchtsam bis wütend durch seine blitzenden Brillengläser ansah, hieß Erwin Mustermann und war Bannerwärter. Jetzt griff er mit seltsam hektischen Bewegungen in die Innentasche seiner Jacke, zog eine Brieftasche heraus und entnahm ihr einen zusammen gefalteten Zettel.

Wortlos reichte er ihn mir, und ich las den Text, der aus ausgeschnittenen und aufgeklebten Buchstaben bestand:
WARNUNG!
EIN NAHESTEHENDER WILL SICH IN DER NACHT ZUM SONNABEND DAS BANNER KLAUEN.

„Aha ...“ sagte ich und nickte vielsagend. „Du ahnst, warum ich nicht zur Polizei gehen kann?“ fragte Erwin, und ohne auf meine Zustimmung zu warten, fuhr er fort: „Du wirst es mir verzeihen, meine lieben Verwandten!“ „Du hegst keinerlei Zweifel, wer mit dem „Nahestehenden“ gemeint ist?“ erkundigte ich mich, worauf Erwin so heftig nickte, dass ihm die Brille auf die Nasenspitze rutschte. „Ich habe zwei ziemlich verwahrloste Neffen. Wie ich von meiner Schwester weiß, machen sie zur Zeit angeblich auf einem Zeltplatz in Frankreich Ferien
vom Nichtstun.“ „Und wie soll ich dir helfen?“ „Ich möchte, dass du dabei bist, wenn die beiden versuchen, das Banner zu klauen.“ Er zog sein Scheckbuch hervor, warf mir einen durch Mark und Bein gehenden Blick zu und versicherte mir: „Ich bezahle jeden Preis!“ „ Nachtarbeit erfordert einen Zuschlag!“ kam ich ihm auf der Stelle entgegen. „Sag mir die Summe, und ich schreiben ohne zu handeln den Scheck aus.“

Er tat es wirklich. Ein wunderschöner Tag, dieser Donnerstag ...

Jetzt aber war Freitagnacht. Noch wenige Minuten bis Mitternacht. Seit fast drei Stunden saßen der Materialwart und ich im Dunkeln in einer der drei Jurten. Es roch nach Feuer, und manchmal hörten wir ein leises „Uhu“ einer Eule in der Nähe. Ich wusste inzwischen fast alles über Erwins ungeratene Neffen, aber auch, dass seine Frau sich im Augenblick im Krankenhaus aufhielt, dass die Schwester schrullig und der Schwager ein Grüner war, der sein Gartengemüse nur mit abgekochtem Wasser goss. Ab Mitternacht schwiegen wir ...

0 Uhr 22 gab es einen furchtbaren Krach über uns. Erwin war hochgefahren und hatte hervorgestoßen: „Um Himmels willen, dass war oben auf dem Bannerturm !“ „Bleib du hier!“ zischte ich ihm zu und sauste in Richtung Bannerturm und Leiter. Die Leiter war verrutscht. Ich schaltete meine Taschenlampe an. Ein Banner mit einer blauen Lilie lag auf dem Boden des Bannerturmes. Innerhalb von dreißig Sekunden wusste ich anhand der Schnüre
und Ösen, dass mindestens zwei Banner fehlten. Außer mir gab es keinen atmende Seele auf dem selbstgebauten Bannerturm.

Ich hetzte wieder nach unten. Erwin, die Hände geballt, saß noch genauso entsetzt und aufrecht da, wie ich ihn verlassen hatte. „Man hat die Banner gestohlen!“ Er sah mich an wie ein Gespenst. „Alle?“ „Nicht alle. Zwei Stück. Eines haben Sie auf dem Boden liegenlassen. Du solltest jetzt die Leiterrunde verständigen!“ Bosch wankte zum Leiterzelt. „Mein Gott“, murmelte er dabei, „da sitzen wir in der Jurte ...“ Er knüpfte das Leiterzelt auf. Nach dem er den Vorstand geweckt hatte und dieser gleich kommen wollte fragte er bebend: „Das Banner, das sie liegengelassen haben, ist es beschädigt?“ „Nein!“ Ich hatte wirklich keine Beschädigung festgestellt. Erwin atmete auf. „Dem Himmel sei Dank. Das Stufenbanner mit der blauen Lilie haben die Jungpfadfinder heute erst gemalt.“ Fünf Minuten später war der Vorstand zu Stelle. Als Erwin seine Neffen ins Gespräch brachte, winkte ich dem Vorstand zu: „Die Neffen sind unschuldig. Wenn hier einer etwas über den Diebstahl weiß, dann Erwin. Er hat ihn sozusagen in Auftrag gegeben. Und damit die ganze Angelegenheit einen seriös-betroffenen Anstrich bekommt, musste noch ein anonymes Schreiben her. Was aber sagt der Detektiv? Der Detektiv sagt, dass der gute Erwin eine
n Bannerklau vortäuschte. Das wär‘s - und nun - gute Nacht!“

Erwin wurde ganz blass. Wenn mich nicht alles täuschte, schlug sein Herz jetzt viermal so schnell wie sonst ...

Frage: Wodurch hat sich Erwin verraten?

Lösung:
Wie konnte Erwin wissen, dass die Täter das Stufenbanner mit der blauen Lilie liegengelassen haben? Der Kobold hatte dies in seinem Bericht nicht erwähnt. Also muss Erwin mit den Tätern unter einer Decke stecken...

Das Taschenabenteuer Bannerklau mit Lösung zum Download.

Sommer für Abenteuer

 

Bundeslager: 06.08. - 10.08.2014
Aktionszeitraum: 26.07. - 17.08.2014

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